Gewinnerbeitrag: ,,Das Hassgedicht“

Das Hassgedicht

Manchmal, wenn ich durch die Siedlung lauf‘, und seh‘ was dort des Nachts passiert, dann frag ich mich nach nicht einmal zwei versifften Häuserblocks und ausnahmsweise mal weniger als vier Beleidigungen schon ganz schockiert: wer hat eigentlich am Hass der Anderen Schuld?

Ich bin, was meinen Liebeskompass angeht, durch den Regenbogen der Gefühle mit anderen Männern verbunden, oder um es weniger poetisch und mit den Worten des achtzehnjährigen Bonzenkindes Martin am Straßenrande auszudrücken, eine verfickte Schwuchtel. Kein Grund deprimiert zu sein meine Damen und Herren, ich hab‘ auch so meinen Spaß. Wie dem auch sei, ich frag mich in solch‘ einem Moment immer: wer hat eigentlich am Hass der Anderen Schuld.

Ist das achtzehnjährige Bonzenkind Martin vielleicht einfach zurückgeblieben, haben die Eltern da was in der Erziehung vermieden, oder, und das ist natürlich um einiges einleuchtender, bin ich wie alle Homosexuellen Schwuchteln Teil einer Geheimgesellschaft die nur darauf wartet das die Menschheit ihre Mauer fallen lässt um sie dann mit allen Waffen die wir besitzen anzugreifen die da lauten: kleine pinke Smoothies mit gezwirbelten Strohhälmen und ganz vielen Kopien des Films Brokeback Mountain! Obwohl, nein, wir leben ja schon in 2018: Cranberry Vodka aus der Flasche und BluRay Discs von Transformers-Die Rache.

Doch wer hat nun am Hass der Anderen Schuld? Sollten sich die Afro-Amerikaner vielleicht einfach mal mit Perwoll-Strahlend Weiß waschen, um im Dunkeln von den Cops besser gesehen zu werden? Oder alle Frauen einfach zu Männern um operieren lassen damit Sie, um mal wieder das achtzehnjährige Bonzenkind Martin zu zitieren nicht mehr so krass viel dumm sind und so. Doch dann hätte Martin ja wieder das Problem mit den Schwuchteln: irgendwas muss er ja Freitagsabends vor Fack ju Göthe Filmhabend und Freisaufen bei Freddie noch zu ficken haben.

Wer hat eigentlich am Hass der anderen Schuld. Sind die Kriege im Nahen Osten vielleicht auch nur auf ein Mangel an konstruktiver Kommunikation zurückzuführen, oder geht es auch da um den Hass auf andere Meinungen und könnte das ständige Schuldzuweisen ebenfalls daher rühren?

Ich glaub an GOTT! Und ich an Allah! Vermaledeit, auch wenn das Wort Allah nur die arabische Übersetzung für das Wort Gott ist, muss ich nun mit all meinen Waffen Krieg führen! Und danach verklag ich Google Übersetzer, das geht ja mal gar nicht sowas!“

Doch wer hat Schuld am Hass des anderen, Allah oder Gott, Gott oder Allah? Die Antwort, und ich gebe zu sie ist etwas sonderbar, lautet: niemand. Denken Sie mal darüber nach.

Wer hat eigentlich am Hass der anderen Schuld? Kann man von einer Schuld sprechen, wenn Hass doch eigentlich was Gutes sein kann? Wer könnte weiterhin für gute Filme sorgen, wenn sich die minderjährigen masturbierenden Marvel-Muttersöhnchen nicht andauernd mit den dadaistischen dunkelfetischistischen DC-Discettenlaufwerksbefruchtern streiten würden? Was wäre, wenn keiner angefangen hätte, alle Männer plötzlich als Schweine darzustellen und den Hass in den Medien breit zu treten? Wenn Sie sagen sie würden dann keine Nachrichten mehr gucken-me too! Und was wäre, wenn niemand damals Hitler gehasst hätte? Dagegen wär der kleine Raketenmann kurz hinter China ein Witz in einer nordkoreanischen Kindertagesstätte.

Doch es gibt nicht immer nur positiv und negativ, Marvel und DC, Alpha und Omega, Frauen und Männer, Schwuchteln und Machos, Toastbrot oder Pumpernickel, Leben und Sterben, intelligent und dumm, leer und voll, lang und kurz, schwarz und weiß, Opponent und Proponent, Ebbe und Flut, Krieg und Frieden. Hassen und Lieben. Nein, es gibt mehr als das, ein ich und du, ein Wir-Gefühl, was wir für wirklich Wichtig halten, wenn wir statt Zuckerbrot mal Peitsche kriegen. Denn wenn mich das achtzehnjährige Bonzekind Martin als Schwuchtel beleidigt, dann tut mir das nicht weh. Es tut mir nicht weh, das das Wort schwul und all seine Synonyme in der Umgangssprache mit scheiße gleichgesetzt werden und es trifft mich auch nicht mehr wenn ich schief angeguckt werde, außerhalb meiner Herde. Denn meine Herde, meine Freunde, die sind da und schützen mich. In dem sie sich nicht fragen, wer hat Schuld am Hass der anderen, indem sie das Wort schwul benutzen, so wie es gemeint ist und indem sie etwas mit dem Hass machen, was zwischen Schuld und Unschuld steht. Vergessen. Denn wo kein Hass, dort nicht die Frage: wer ist Schuld am Hass der Anderen. Was scheren mich die Anderen. Ich habe Liebe.

– Felix Froning

Kategorien: Schule

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