tscherno 2

Tschernobyl

Am 26. April 1986 erschütterte um 1:23 Uhr nachts ein Knall die ukrainische Stadt Tschernobyl. Bei einer durchgeführten Simulation im Kernkraftwerk Reaktor Nr. 4 ging wegen nicht beachteten Sicherheitsvorschriften und einigen Problemen etwas schief. Angesichts niedriger Ergebnisse wurde die Reaktorkraft erhöht. Die Leistung nahm durch eine nicht vorhergesehene Kettenreaktion um das Hundertfache zu. Durch die enorme Hitze verdampften schlagartig große Teile des Kühlwassers. Der Schnellausschaltvorgang schlug fehl, der Reaktor detonierte unter enormem Druck. Dadurch wurden 200 verschiedene radioaktive Substanzen in die Atmosphäre geschleudert.
Erst drei Tage nach der Katastrophe wurde die ganze Bevölkerung von 500.000 Bewohnern, darunter 15.500 Kinder, mit 1000 Bussen im Umkreis von 30 Kilometern um den Reaktor evakuiert. Dazu zählte die Stadt Prypjat. Den Bewohnern wurde gesagt, dass sie die Gegend nur vorübergehend verlassen müssten. Sie durften nur das Nötigste mitnehmen, aber keine Haustiere, denn in dem Fell oder den Federn könnte sich radioaktiver Staub abgesetzt haben. Deswegen gibt es noch heute tausende herrenlose Hunde und Katzen in Tschernobyl. Die Stadt wirkt, als wäre die Zeit stehen geblieben. Es sind noch viele Möbel vorhanden und die Schulen sehen aus, als hätten die Schüler die Schule nur für die Pause verlassen. Die Karussells, Autoscooter und das Riesenrad des Vergnügungsparkes stehen immer noch. Die Stadt wurde geplündert, bevor man anfing diese zu überwachen. Alle noch in der Stadt vorhandenen Wertgegenstände wurden gestohlen und aus Fabriken noch funktionierende Maschinen entwendet. Die radioaktive Wolke ging über Teilen Europas (besonders Belarus/Weißrussland, Deutschland, Ukraine und Österreich) und Asiens (hauptsächlich Russland) nieder.
Noch heute spürt man die Schäden dieses Desasters. Um die Stadt zu säubern, setzte Tschernobyl sogenannte Liquidatoren ein. Unter ihnen waren teilweise Soldaten, Studenten und Freiwillige. Sie trugen Erde ab, entsorgten Schutt von den Reaktoren, löschten die Brände des Reaktors, dekontaminierten den Block 4, schalteten weitere Gefahrenquellen aus, versiegelten das Kernkraftwerk und erledigten viele weitere gefährliche Aufgaben. Da sie leichte Schutzkleidung trugen, waren sie der gefährlichen Strahlung schutzlos ausgeliefert. Viele von ihnen verstarben an Krebs und ARS (akutes Strahlensyndrom), auch Strahlenkrankheit genannt, und wurden auf einem speziellen Friedhof begraben, wo eine Ehrentafel steht, auf der alle Namen der etwa 700.000 Liquidatoren aufgelistet sind. Nach der Explosion entschieden sich viele Länder ihre Reaktoren nachzurüsten und vorsichtiger zu sein. Heutzutage ist Tschernobyl keine komplette Sperrzone mehr. Die Strahlung ist immer noch 50–100-mal höher als normal. Um den berüchtigten Reaktor Nr. 4 wurde eine riesige Metallhalle gebaut, um die radioaktive Strahlung einzudämmen. Diese Halle wird Sarkophag genannt. Das Gebiet ist noch stark verstrahlt, doch man kann es heute trotzdem besuchen. Die Natur holt sich langsam ihren Platz zurück, weshalb Gebäude teilweise einstürzen oder mit Pflanzen vollgewachsen sind. Alles beginnt zu bröckeln, da nichts gepflegt oder wiederhergestellt wird.
Bäume wachsen durch Zimmer und Gebäude.
Es gibt drei ziemlich bekannte Sehenswürdigkeiten in Tschernobyl.
Die erste ist das Riesenrad des noch nicht ganz fertiggestellten Freizeitparks, der drei Tage nach der Evakuierung der Stadt eröffnet werden sollte. Die zweite ist der Rote Wald. Der Wald ist wegen der radioaktiven Strahlung rot gefärbt. Ohne den roten Wald wäre die Katastrophe noch schlimmer gewesen, denn er absorbierter den meisten radioaktiven Staub. Er ist das stärkste verstrahlte Gebiet in Tschernobyl. Der Wald liegt nämlich genau um das Kernkraftwerk herum. Man darf durch den Wald durchfahren, aber nicht austeigen. Man sollte schnell durchfahren und keine Pause einlegen. Die dritte ist der Reaktor selbst. Man kann Touren durch den Reaktor und seine Kontrollräume machen. Auch hier darf man sich nicht so lange aufhalten und muss trotzdem leichte Schutzkleidung tragen.
Ich persönlich würde gerne einmal in Tschernobyl sein, aber nicht länger als eine Woche. Die Gegend ist ein sehr stark kontrolliertes Gebiet und überall patrouilliert das Militär. Aufnahmen sind dort verboten, deswegen gibt es wenig Videos oder Fotos. Geigerzähler, also Geräte, die Radioaktivität messtschernoen, sind in den Touren zwingend notwendig In Tschernobyl gibt es teilweise Mutationen von Tieren im Roten Wald, beispielsweise Feuerwanzen, Kröten, Frösche, Wölfe, Vögel, Fische, Wildschweine und sogar Bäume.
Zum Beispiel leben in einem Teich durch radioaktive Strahlung mutierte riesige Welse, die man sogar füttern darf. Auch Pilze haben sich verändert. Neuerdings wachsen im Roten Wald und direkt in der Nähe des Reaktorkerns Pilze, die sich von Radioaktivität ernähren und in die Richtung der Strahlen wachsen. Dass in so einer lebensfeindlichen Zone überhaupt Leben gedeihen kann und sich noch dadurch wohlfühlt, ist äußerst erstaunlich. Man denkt, dass man sogar die Strahlung des Weltraums durch diesen Pilz absorbieren lassen kann. Deswegen werden diese Pilze für Versuche im Moment auf der ISS gezüchtet. Dieses Thema ist absolut spektakulär. Beeren und Pilze im Wald in der Nähe von Tschernobyl sind auch radioaktiv verstrahlt. Man nimmt auch durch das Verzehren von Gemüse aus dem Garten radioaktives Material zu sich, wenn man in der Umgebung von Tschernobyl lebt. Eine Studie hat errechnet, dass jeder fünfte Mensch in Weißrussland/Belarus von Tschernobyl betroffen ist. Eine etwas neuere Studie hat errechnet, dass der kontaminierte Schleier sich immer noch ausbreitet und bis in das Jahr 2056 230.000 Menschenleben fordern könnte.

Aber dass so etwas noch einmal passieren könnte, ist technisch nicht möglich, weil die Reaktoren heute schon deutlich fortgeschrittener sind.

Zum Gedenken an alle Menschen, die wegen Tschernobyl ums Leben gekommen sind! Danke für das Lesen!

Von Maxim Bojarski

Bildquellen:

Pixabay      Wikimedia        Flickr       Picryl     Flickr        U.S National Archives & DVIDS

Kategorien: Schule

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>