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Du bist kein Held! Es gibt nämlich keine.

        Prolog

Sie war 14 nicht viel jünger als manche von euch. Sie ging auch auf ein Gymnasium. Sie war eine gute Schülerin. Immer artig. Versuchte möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Doch allein durch ihren Kleidungsstil fiel sie auf. Sie trug meist lange, schwere, schwarze Plüschkleider. Ihre langen schwarzen Haare waren meist ungekämmt und gingen ihr bis zur Hüfte. Sie war knappe ein Meter siebzig groß und trug immer hohe schwarze Schuhe. Sie hieß Louease Berass. Leider war ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben und ihren Vater hatte nie einer gekannt. Sie wuchs in einem Waisenhaus in einer Großstadt in Deutschland auf. Sie lebte immer sehr zurückgezogen. Im Kindergarten hatte sie nie mit anderen Kindern gespielt. In der Grundschule hatte sie immer alleine auf dem Schulhof gestanden. Im Waisenhaus war sie immer in ihrem Zimmer geblieben und dort hatte man sie meist nicht mal zu den Essenspausen heraus locken können. Und nun auf der weiterführenden Schule saß sie in den Pausen immer alleine auf einer Heizung möglichst weit weg von den anderen Schülern und las. Immer wenn einer vorbei kam und sie ansprach, rief man sie immer nur Leas (Lies ausgesprochen). Oft hänselte man sie, lief extra an ihr vorbei um ihr an dem viel zu bauschigem Rock zu ziehen, oder um sie anzufauchen, wie bescheuert sie doch aussehen würde. Sie hatte gelernt diese Personen einfach zu ignorieren, und schaffte dies sogar immer. Naja, fast immer. Es gab ein Mädchen, das alles hatte, was Louease nicht hatte. Sie hatte Ansehen bei ihren Mitschülern, eine Familie, Freunde, einen festen Freund, neue Anziehsachen. Louease musste immer die abgetragen Sachen fremder Leute anziehen, die sie dann meistens selber umnähte. Aber vor allem wurde sie akzeptiert. Sie hätte auch plötzlich mit einem totalen Freak ankommen können, und hätte sagen können: „Da, das ist Keine-Ahnung-Wer und er ist nett, also behandelt ihn auch so.“ und alle, wirklich alle hätten den Typen akzeptiert und hätte er wer weiß was getan, dann wäre dieses Mädchen immer noch Klassensprecherin und die beste Person, die jemals gelebt hat. Dieses andere Mädchen hieß Viktoria Lorna Shin’ainaru und war ein hochgewachsenes, 15-Jahre-altes, braunhaariges Mädchen, was sich in den Kopf gesetzt hat Louease Berass zu hassen, und das Mariannengraben-tief. Zu ihre Clique zählten sich ihre Schwester Lotta Josephine, ihre beste Freundin Jasmin Lavendel, Lottas Bruder Robin Kilian, deren fester Freund Mattias Lukas Blue, Robins bester Freund Charlie Bill Carter und die beiden besten Freunde von Viktoria: Melissa Enjeru und Lucian Taigá, die zusammen waren, und noch der feste Freund von Viktoria Josh Ted Darling, sowie sein kleiner Bruder Johannes Ted Darling. Diese Clique war Louease Verhängnis.

Kapitel 1: Von Ärger und Kitschromanen

Ich saß mal wieder auf meiner Heizung und las diesmal ein Buch von der neuen Schriftstellerin Elsa Frost. Das Buch war spannend und ich konnte mit ihrem Hauptcharakter richtig mitfühlen. Momentan standen dieser und seine Geliebte auf einer Klippe und er versuchte sie davon abzuhalten zu springen. Ich fieberte so mit, dass ich die Clique von Viktoria erst bemerkte, als Viktoria mir das Buch aus der Hand riss. „Was liest unsere Leas denn da? Huch, so etwas kitschiges…

Wir standen dort. Auf einer Klippe. Mitten im nichts. Sie dort. Ich hier. Was sollte ich bloß tun? Was konnte ich tun um ihr zu helfen? Sollte ich ihr sagen, was ich für sie empfinde? Was machte sie denn dort überhaupt? Sie wollte doch nicht etwa springen, oder? Doch sie wollte. Ich rannte auf sie zu. Das durfte sie nicht tun! Es musste eine Lösung für ihr Problem geben, auf dem nicht der Tod sein Zeichen hinterlassen hatte. Ich rief nach ihr, doch der Wind verschluckte meine Worte. Ich hatte sie fast erreicht, als sie sich zu mir umdrehte. Tränen liefen ihr über das kalkweiße Gesicht. „Es tut mir leid!“, formten ihre Lippen, bevor sie sich nach hinten fallen ließ. Ich schrie. Hatte sie das wirklich getan? Hatte sie mich hier allein gelassen? Auf dieser gottverdammten Welt? Ich sah die Klippe herunter und …

Das man so was lesen kann!“, sagte sie, während sie die vorgelesene Szene nachgespielt hatte. Jetzt lachte sie. Sie lachte mich und meinen geliebten Charakter in einem von mir geliebten Buch aus. „Gib es mir wieder…“, murmelte ich leise. Viktoria sah zu mir. „Hast du was gesagt?“, fragte sie gehässig. Ich hätte sie am liebsten erwürgt wie sie da stand, ihr Kinn nach oben gereckt, ihre Brust nach vorne zeigend, im Hohlkreuz, mein Buch in der Hand und überheblich grinsend, nach Zustimmung ihrer Clique heischend, die sie auch bekam, sogar von Johannes, einem braunhaarigem Nerd, der genauso wie ich gerne las, zwar nicht solche Kitschromane, doch es ging ums Prinzip, und das hatte gereicht, dass mein Herz nun jedes Mal höher schlug wenn ich ihn auch nur aus dem Augenwinkel sah. „Uii, was sehe ich denn da? Ist unsere kleine Leas etwa in unseren Johannes verliebt? Soll ich dir vielleicht helfen? Dir sagen, was du am besten tust um ihm zu schmeicheln? Wie wäre es denn mit einem vernünftigem Kleid? Oder etwas wie eine Stimme, denn mit einem stummen Püppchen wie dich will er ganz bestimmt nicht re-“ „ES REICHT!“, rief Johannes nun und riss Viktoria das Buch aus der Hand.

Fortsetzung folgt…

 

Bild von: Jasmin Kreilmann

Kategorien: Medien

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