Fifty shades of Grey – Filmkritik
Und vergangene Woche war es dann endlich soweit: Fifty shades of Grey – der Erfolgsroman von E. L. James (eigentlich: Erika Leonard) hat es auf die Kinoleinwand (Regie: Sam Taylor-Johnson) geschafft. Bei den 70 Millionen Lesern der erotischen Trilogie hatte die Ankündigung einer Verfilmung des im Jahr 2011 geschriebenen ersten Teils Shades of Grey – Geheimes Verlangen sicherlich zu manchen Herzenssprüngen geführt. Konnte man nun endlich sein Interesse an dem Buch und sicherlich auch an der behandelten Thematik nicht nur heimlich im dunklen Kämmerchen bei sich Zuhause zeigen, sondern in Gegenwart ganz vieler anderer Kinobesucher offen bekunden. So begab es sich am vergangenen Samstag (14.02.2015) also, dass auch ich den Gang zum Kino antrat. Was ich da so erlebt habe und wem ich dieses Filmspektakel empfehle, lest ihr jetzt.
Vorab muss ich zugeben, dass mich die Geschichte um die 21-jährige Studentin Anastasia Steele und den jungen, gutaussehenden und erfolgreichen Milliardär Christian Grey nie sonderlich interessiert hat. Schien mir die ganze Liebesgeschichte doch ziemlich plump und konstruiert. Deshalb ging ich mit nicht sonderlich hohen Erwartungen an den Film heran.
Geschichte
Eine junge Frau, 21 Jahre alt, Literaturstudentin, wohnt bei ihrer besten Freundin Kate Kavanagh (gespielt von: Eloise Mumford) in einer kleinen Wohnung. Ihr Name ist Anastasia Steele (gespielt von: Dakota Johnson), ihre Freunde nennen sie Ana. Da Kate mit Grippe zu Hause im Bett liegt, erklärt sich Ana bereit, für sie nach Seattle zu fahren, um den Jungunternehmer Christian Grey (gespielt von: Jamie Dornan) zu interviewen. Schon bei diesem ersten Treffen wird Ana sehr deutlich bewusst, dass beide augenscheinlich in anderen Welten leben. Christian Grey gibt den arroganten, ehrgeizigen Unternehmer. Er thront hinter seinem Schreibtisch und ist sich seiner unantastbaren Stellung sehr bewusst. Ana, das unscheinbare graue Mäuschen, ist sichtlich eingeschüchtert und gleichzeitig fasziniert von diesem kaltherzigen, pragmatischen Menschen. Und wie das immer so in (romantischen) Büchern ist, scheint das Unwahrscheinlichste tatsächlich Wahrheit zu werden: Schon kurz darauf gibt auch Christian Grey, einer von der Sorte Mann der sie alle haben könnte, zu, Interesse an diesem normalen und unscheinbaren Mädchen zu haben. Zwischen den beiden entwickelt sich nun eine Liebesbeziehung die sich vordergründig um Christian Greys Vorliebe für diverse, andersartige Sexspielchen dreht. Dabei steht – zumindest im Film – die persönliche Veränderung der beiden Protagonisten im Fokus und das Austesten von Grenzen und Entdeckung neuer, unbekannter Charaktereigenschaften.
Nichts Halbes und nichts Ganzes
Schauspielertechnisch ist der Film nicht sonderlich hochkarätig besetzt. Am Anfang der Dreharbeiten war unter anderem auch Emma Watson für die Rolle der Anastasia Steele im Gespräch gewesen. Schade, dass sie nicht eingewilligt hatte, denn so huschten nur eher unbekannte Gesichter über die Leinwand. Fraglich ist nun natürlich, ob durch ein bisschen Hollywood-Glanz der ganze Film hätte aufgewertet werden können oder sich entsprechende Schauspieler lediglich dem Mittelmaß des Drehbuchs unterworfen hätten. Ich möchte den jetzigen Schauspielern keine Talentlosigkeit unterstellen, sondern in Anbetracht des gesichteten Filmmaterials, auf eine gewisse Dumpfheit hinweisen. Die fehlende Strahlkraft der Charaktere lässt sich zum einen sicher mit dem Drehbuch erklären, zum anderen jedoch merkte man den Schauspielern an manchen Stellen auch ein gewisses Unvermögen an, sich in die durchaus komplexen Charaktere hineinzuversetzen, mit ihnen zu fühlen. So blieben der Film und die Geschehnisse doch sehr oberflächlich und wenig tiefgründig. Die Einbindung von darstellerischen Mitteln, war an manchen Stellen durchaus notwendig, an anderen Stellen jedoch sehr dick aufgetragen. Als Ana und Christian gerade ihre erste beziehungstechnische Krise durchleben, Ana verwirrt von ihren Gefühlen weinend auf dem Bett liegt und ein sintflutartiger Regenschauer, dicke Regentropfen an ihr Fenster prasseln lässt, erinnerte das den Zuschauer doch eher an eine Rosamunde Pilcher TV-Produktion, als an großes Kino. Jedoch: Die sonstigen Requisiten sind durchaus ansehnlich. Der Christian Grey Hubschrauber, seine glänzende Audi-Sammlung, sein weißes Segelflugzeug, die immer auftauchenden Appleprodukte als Statussymbol und die hauseigenen Grey-Bleistifte sind sehr schön anzusehen. Die Kamerafahrten über die Skyline von Seattle und die Aufnahmen aus dem Segelflugzeug sind nicht besonders atemberaubend, aber auch nicht sonderlich schlecht gemacht. Die Gespräche überzeugen nicht mit ihrer Tiefsinnigkeit, sie plätschern eher so dahin, wie in jedem zweiten Kinofilm auch. Der Soundtrack könnte dem Charts-Genre entsprungen sein und besticht nicht durch besonderer Qualität, sondern klingt wie das alltägliche Gedudel von 1 Live. Das einzige was diesen Film wirklich auszeichnet ist seine Situationskomik. Wenn Christian und Ana zum Beispiel zum ersten Mal vor der verschlossenen Tür seines SM-Spielzeuge-Raum stehen und Ana in ihrer Unschuld fragt, ob er darin seine Xbox aufbewahrt, führt das durchaus zur allgemeinen Belustigung des Publikums.
So lässt sich abschließend festhalten, dass der so lang ersehnte Softporno (wobei man ihn der FSK 16 Variante nicht mal unbedingt als Softporno beschreiben kann – es werden genauso viele Sexszenen gezeigt wie in anderen Hollywood Produktionen) eher einem ganz normalen 08/15 Streifen gleicht. Man kann sich diesen Film ohne viel Konzentration abends vorm Schlafengehen ansehen und danach beruhigt einschlafen. Wenn man es ganz drastisch formulieren will, könnte man auch sagen, es ist ein Film für die ganze Familie. Diejenigen unter euch, die mit geringen Erwartungen in den Film gehen und ihn lediglich zu Unterhaltungszwecken ansehen wollen, können dies bedenkenlos tun. Die jedoch, die von der ergreifenden und durchaus erregenden Schreibweise der Bücher beeindruckt sind, werden wohl eher enttäuscht werden. Jetzt hilft nur noch Daumendrücken und hoffen, dass der bereits angekündigte zweite Teil in manchen Dingen vielleicht etwas besonderer und herausstechender wird.
Amüsant
Sehr beeindruckt hat mich auf jeden Fall, dass nicht nur wir Zuschauer Fifty shades of Grey verrückt sind, sondern auch die Werbebranche. Diese hat nämlich die verkaufsfördernde Wirkung des neuen Films erkannt und auch ihrer Werbung thematisch dem Film angepasst. Von Autowerbung mit Seilen und Lederkostümen zu diversen Cremes, die laut Werbung hilfreich bei der Ausführung so mancher Praktiken sind. Aber auch die Baumärkte bereiten sich vor: In Amerika wurden die Verkäufer einer Baumarktkette speziell im Verkauf von Kabelbindern und anderen Utensilien geschult.
Bewertung: 1 (schlecht) – 5 (sehr gut) Sterne
Buch zum Film: 2 Sterne
Umsetzung: 3 Sterne
Musik: 3 Sterne
Komik: 4 Sterne
Erotik: 4 Sterne
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Insgesamt: 3 Sterne (kann man sich wohl ansehen)
Foto: http://www.finalreel.co.uk
Kategorien: Schule