Horch´ was kommt von draußen rein?!
JuliUnwetter
Das Unwetter in greven und Umgebung am 28. Juli 2014 in Bildern.
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Ein Versuch das Geschehene mit Humor aufzuarbeiten (es bleibt auch leider nur bei diesem kläglichen Versuch…)
Am 28.07.2014 um 17 Uhr geschah etwas in Greven, was einer Steven Spielberg Verfilmung glich und sicherlich die ein oder andere Oscar Nominierung in Bereich „Beste Visuelle Effekte“, „Bestes Szenenbild“ und „Bester Ton“ eingeheimst hätte. Dem Kinogänger hätte der Film im besten Armageddon- Stil sicherlich imponiert und beeindruckt – wäre dies nicht im echten Leben – im Real Life, in der Welt draußen vor dem Fenster, in der Welt aus der der Pizzabote kommt – passiert. Die Idee für diesen Anfang und den folgenden Stil von meinem Artikel, kam mir beim eintönigen und nervtötenden Wasser-Eimer schleppen, was mich nun schon den ganzen Tag ununterbrochen begleitet hat – ich bitte um Rücksicht und Verständnis für die folgenden Zeilen.
17.00 Uhr: Katharina Borlinghaus, 17 Jahre alt, wohnhaft in Greven ist gerade auf ihrem täglichen Hundespaziergang als der Himmel seine Tore öffnete und ein sintflutartiger Regen sich über das Waldgebiet ergießt. Untermalt wird der plötzliche Regenguss durch ohrenbetäubendes Donnergrollen. Gleich darauf durchziehen erste Blitze den schwarz gefärbten Himmel.
17.10 Uhr: Katharina Borlinghaus und ihr Hund Balou suchen vergeblich Schutz unter einem mitgeführten Regenschirm. Die Wassermassen lassen sich nicht von dem, im Getöse hilflos aussehenden Baumwollgewebe, abhalten. Das Wasser spritzt von allen Seiten.
17.15 Uhr: Als weitere Blitze einschlagen und das Donnergrollen immer näher zu kommen scheint, realisiert Katharina B. ihre gegenwärtige Situation. Alleine bei Gewitter draußen im Wald. Reflektierend fällt ihr ein:
„Vor den Eichen sollst du weichen
Und die Weiden sollst du meiden.
Zu den Fichten flieh mitnichten
Doch die Buchen musst du suchen!“
So rät es der Volksmund, doch wissenschaftlich und bestimmt auch von einigen glücklosen lebenden (danach gegarten) Versuchspersonen erkannt: Besser ist es bei einem Gewitter das freie Feld aufsuchen und sich ganz, ganz klein zu machen.
17.20 Uhr: Entgegen ihrer jugendlichen Gelassenheit und angestachelt durch den Beat der ihren Kopfhörern entspringt, legt Katharina, zur Hälfte durchnässt, einen Schritt zu um dem rettenden Fahrradweg näher zu kommen. Ihr Hund sieht aus wie ein begossener Pudel und schleppt sich neben ihr her.
17.22 Uhr: Der Fahrradweg ist erreicht. Die Sorge um das neue Smartphone, was aufgrund der Größe aus der schützenden Hosentasche herausragt, steigt stetig* – parallel zu dem immer stärker werdenden Regen. Der Regenschirm wird seiner eigentlichen Bestimmung – den Schutz des ihm führenden Körpers zu gewährleisten – beraubt und wird nun zum Schutz des zuletzt angesprochenen high-end Smartphones verwendet.
(* Notiz am Rande: mir ist gerade aufgefallen, dass beide Wörter die selben Buchstaben und die selbe Buchstabenanzahl haben – nur in anderer Reihenfolge)
17.27 Uhr: Während der Regen ohne Unterlass weiter durch die Erdanziehungskraft bedingt den Weg hinunter auf die Erde sucht und leider auch findet, nähern sich Katharina Borlinghaus und ihr Hund dem schützenden Heim. Der aufkommende Wind zerrt an den, am Wegesrand stehenden, Bäumen. Das Szenario gleicht einer Art Wrestling Kampf. Bisher kann sich das der Erde entsprießende Gewächs gegen dem von oben kommenden Boten des Todes noch behaupten.
17.30 Uhr: Die umliegenden Felder wandeln sich in Seen. Leichte Gischt überkommt hier und da den Fahrradweg. „Keine Panik“, denkt sich Katharina B., „falls alle Stricke reißen hast du noch diesen alten Trick. Es war doch gut im evangelischen Religionsunterricht aufzupassen.“ Der Luthersche-Geist schien in diesen Minuten allgegenwärtig. Doch bei genauerer Überlegung, wollte Katharina B. diesen letzten Trumpf erst nah am bitteren Ende ausspielen. Entsprach die dann einzuschlagende Klosterfrau-Karriere (ja, ja du Hausapotheken-Mittel-Austrinker: Gemeint ist diesmal nicht eine Model-Karriere für das Etikett des gleichnamigen Kräuter-Schnaps) nicht ganz dem ihr angestrebten Beruf. Widersprach ihm sogar – die Leute die sie kennen wissen auf was der schelmische Autor hier hinaus möchte…
17.35 Uhr: Die beiden durchnässten, fast bemitleidenswerten, Gestalten erreichen das rettende Ufer (literarische Erläuterung: Gemeint ist das Zuhause der beiden). Gequält hatten sie sich durch so mache Pfütze, die den zu meisternden Weg erschwerten. An einer war sogar der arme Hund bis zum Rücken im Wasser verschwunden gewesen.
17.55 Uhr: Nach dem Abtrocknen des nassen Pudels und der dadurch resultierenden Rückverwandlung des selbigen in seine Ursprüngliche Rasse als Tibet Terrier, und einer warmen Dusche, freute sich Katharina B. auf das hergerichtete Abendessen. Gerade am Tisch sitzend hörte man draußen den ersten Feuerwehrwagen die Straße hinauf jagen. Was für ein schönes ozeanblau was da durch die Fenster in das angrenzende Esszimmer fiel. Das waren ihre ersten Gedanken die allerdings schnell ergänzt wurden durch die Sorge um den anscheinend absaufenden Nachbarkeller.
18.00 Uhr: Den ersten Bissen schon auf der Gabel, hörte Katharina B. den Hilferuf aus dem eigenen Keller. Genervt und verärgert, dass sie weiterhin vom Essen abgehalten wurde (sie wurde schließlich immer zur Diva, wenn sie hungrig war) stieg sie die Kellertreppe hinunter. Unten stand der Vater und reichte ihr einen Aufnehmer.
18.05 Uhr: Komplett irritiert und überfordert mit der Situation (sie hatte es noch nie mitbekommen, dass ihr Keller voll Wasser läuft – normalerweise blieb bei ihnen im Haus alles, auch bei stärkeren Regenfällen, trocken) kniete sie sich ohne Wiederworte auf den benässten Boden und fing an Lappen für Lappen das Wasser aufzuwischen.
18.20 Uhr: Katharina B. fällt auf, dass nun in drei Kellerräumen Wasser aus den Wänden kommt. Es ist das aufsteigende Grundwasser, welches von unten und von der Seite auf die Hauswand drückt. Der Regen hatte immer noch nicht aufgehört und weitere Feuerwehrwagen fuhren die Straße hinauf.
18.25 Uhr: Nun beginnt Katharina B. damit mit einem Kehrblech die eindringenden Wassermassen in Eimer abzufüllen und diese hinaus zu tragen. Ihr Magen knurrt… (für jede Oma dieser Welt ein Auslöser für die eingebauten „Versorgungs-Alarmglocken“ – leider war weit und breit keine Oma in Sicht um dieses Ess-Verlangen in übertriebener penetranter Weise genau ins andere Extrem zu ändern). Dieses, unter normalen Umständen, ohrenbetäubende Geräusch geht im allgemeinen Getöse aus Wasser, Wind und den Sirenen der Feuerwehr unter.
19.00 Uhr: Katharina B. hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Still und leise schippt sie Eimer für Eimer. Eimer um Eimer. Eimer auf Eimer… (ach, das wäre ja quatsch!) Komplett durchnässt kämpft sie wie viele anderen Menschen im Münsterland gegen das dritte (?) Element Wasser an. Der Kampf scheint hoffnungslos. Das Wasser steigt.
20.00 Uhr: Das Wasser verteilte sich mit einer Höhe von 10 cm in jedem Kellerraum (ungefähr fünf 220-er Klassenräume – der Vergleich mit dem im Gymnasium ansässigen Aquarium wäre an dieser Stelle zu platt). Katharina B. hatte durch das Arbeiten keine Zeit mehr sich Gedanken um den leeren Bauch zu machen (das will schon was heißen).
20.30 Uhr: Keine Besserung in Sicht.
21.30 Uhr: Eine kurze Pause wird sich genehmigt. Katharina verschlingt das Abendessen in nur 2 Minuten (das wiederum will nichts heißen).
22.00 Uhr: Das Wasser steigt. Doch die Feuerwehr kann nicht helfen das Wasser abzupumpen. Es wurden Prioritäten gesetzt heißt es. Sie sagen, dass komplett Greven unter Wasser steht. Gut dagegen war der Keller der Familie Borlinghaus tatsächlich nur ein Tropfen im großen, tiefen Ozean.
24.00 Uhr (Geisterstunde): Komplett nass und erschöpft wird schweren Herzens der Keller sich selbst überlassen. Die Müdigkeit hatte die Köpfe und die Glieder übernommen. Draußen ergießt sich der Regen in solcher Geschwindigkeit und Härte als hätte dieser zum ersten Mal in seinem Leben als Regentropfen (ein viel zu wenig von der Gesellschaft beachtetes Schicksal) Freigang. Wie Millionen frisch gebackener 18-jähriger in einer Discothek fallen sie über alles und jeden her.
3.00 Uhr: Im drei Stunden Takt wird nun abwechselnd die provisorisch angebrachte Pumpe mit Wasser gespeist.
8.00 Uhr: Ein kurzes Frühstück auf der Hand und weiter geht’s. Das Wasser war bei seiner Höhe von 15 cm geblieben. Mit Blick auf die armen Haushalte bei denen das Wasser bis zu 150 cm die Kellergewölbe ausfüllte, relativierte dies den eigenen (Wasser-) Schaden und unterband das Klagen über das eigene Schicksal.
14.00 Uhr: Nach weiteren einstündigen Schichten und einem 30 minütigen Mittagsschlaf wird abermals der Keller sich selbst überlasse. Nächstes Ziel zum auspumpen war die Ringdränage die das Haus umlief. Das größte Problem war nun, die Pumpe ans Laufen zu bekommen da sie das Wasser erst einmal 2 Meter hoch pumpen musste. Für Katharina B. als Leichtathletik-Ass mit besonderen Fertigkeiten im Hochsprung (ihr Sportlehrer Herr Sperlbaum wird dies sicher bezeugen können. Liebe Grüße an dieser Stelle!) eine … unüberwindbare Höhe.
15.00 Uhr: Es werden fleißig weiter Wasser-Eimer geschleppt. Auch die Nachbarn klagen über die Arbeit und die zerstörten Keller.
16.00 Uhr: Es wird sich für eine Stunde an den ersten Teil dieses Artikels gesetzt. Da soll mal einer sagen, dass diese Stunde nicht sinnvoll eingesetzt ist!
18.00 Uhr: Im Keller ist das Wasser wieder gestiegen. Sie/Du als Leser wissen/weißt was kommt: Richtig! Wasser seiner jetzigen Umgebung berauben und ihn wie einen Hund an der Tankstelle herzlos aussetzen, draußen in den Abfluss schütten. (Wollte etwas Variation in die ganze Sache bringen. Ich finde das ist mir mit Bravour gelungen!)
18.10 Uhr: Auffallend ist, dass in Krisenzeiten die Menschen – in diesem Fall die Nachbarschaft – zusammenrückt. Streitigkeiten (um irgendwelche verkümmerten Hecken und schlaff an der Fahnenstange klebende Fahnen) werden beiseite gelegt und man versucht den anderen bestmöglich zu unterstützen. Ein Nachbar hat inzwischen seinen Keller leer bekommen und bietet den restlichen Nachbarn, die noch mit den Wassermassen in den eigenen Vier-Wänden ringen, ein warmes frisch zubereitetes Mittagessen an. (Dafür gibt es von der GAG-Redaktion den Orden für „Besondere Nächstenliebe“ verliehen! (y) (Nicht ganz aus Uneigennutz… Das Essen war sehr lecker!)
19.00 Uhr, 20.00 Uhr, 21.00 Uhr: Wasser in den Eimer. Eimer in die Regentonne, in der die Pumpe ihr tristes Dasein fristet und ihrer einzigen Bestimmung nachgeht und Eimer für Eimer das Wasser hinaus pumpt. Wasser in den Eimer. Eimer in die Regentonne. Einmal durch schnauben. Wasser in den Eimer. …
22.00 Uhr: Ein weiteres Essen wird eingenommen.
24.00 Uhr: Endlich schlafen. Abstand vom Wasser. Abstand vor der Nässe. Katharina B. träumt von der Überflutung einer einsamen Insel. Sie entgeht nur knapp dem Ertrinken (Hey! Ja Du da! Nein… das ist NICHT SCHADE!)
von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr: Das Wasser ist über Nacht wieder gestiegen. Kurze Regenschauer in der Nacht und das weiter steigende Grundwasser führten zu diesem Resultat. Mit jedem neuen Eimer aber scheint der Keller weiter und weiter von dem Wasser befreit zu werden. Schließlich ist der Keller wieder ohne Schnorchel und Schwimmflossen zu betreten.
18.00 Uhr: Zur Feier des Ganzen wird nun im Garten gegrillt. Für den nächsten Tag (hoffen wir mal das man an dieser Stelle im Singular sprechen kann) werden Pläne für das Aufräumen und Putzen der Kellerräume gemacht. Katharina B. lässt durchblicken, dass sie sich sehr freut. Putzen ist ihre Passion. Der Wischer ihr Fetisch.
23.00 Uhr: Der Autor sitzt an diesem unglaublichen Artikel. Die Müdigkeit lähmt den Geist und sämtliche Körperteile. Nur der unbändige Wille, der treuen Leserschaft etwas bieten zu können, lässt die Finger über die Tastatur gleiten.
Katharina B. liegt erschöpft in ihrem Bett und kann den folgenden Tag gar nicht abwarten. Um nun mit den Worten einer sehr weisen Freundin abzuschließen (die im Moment für ihre Reiseführer-Model-Karriere trainiert und diesen Satz in einem Anflug geistiger Umnachtung zustande gebracht hat):
Das Wasser steht Katharina Borlinghaus, ihrer Familie und vielen anderen bis zum Hals. Frohes Wasser-Schippen-Allerseits!
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In Greven und Umgebung kam viel Wasser vom Himmel. #JuliUnwetter
Kategorien: Greven