Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer regiert bald das ganze Land? – Köbbing

Gestern war es so weit. In NRW fanden die Landtagswahlen 2010 statt. Hierzu luden die SoWi-Kurse der Jahrgangsstufe 11 zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit den Schwerpunkten Umwelt-, Verkehrs-, Bildungs- sowie Arbeitsmarktpolitik ein. Zuvor konnten sich die Schüler an Informationstischen über die Parteien informieren und in der fünften Stunde fanden Gespräche in den 10. Klassen statt.

In den sechs Wochen vor der Veranstaltung, die am 29.04. stattfand, wurde diese in dem Kurs von Herrn Dr. Kinkelbur vorbereitet. Zu den einzelnen Themen wurden Fragen gesammelt und die Planung in Angriff genommen.

Moderiert wurde die Diskussion von Oliver Wilp und Dunja Zenker, die zunächst die Politiker vorstellten und dann durch die Themen führten. Auch das zahlreiche Publikum, bestehend aus den Stufen 10 bis 12, hatte die Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Als erstes wendete man sich der Verkehrspolitik zu und hier ging es vor allem um die Privatisierung und die zu hohen Preise für Schüler und Studenten. Die 33-jährige, staatlich geprüfte Landwirtin Christina Schulze Föcking (CDU) setzt sich für die Privatisierung ein, da hierdurch ein wichtiger Wettbewerb entstehe und den Kommunen Arbeit abgenommen werde. Ein Schüler aus der Jahrgangsstufe 12 stellte derweil die Frage, warum ein einfaches Ticket nach Münster 4,40€ kosten würde, was für Schüler keineswegs gut erschwinglich wäre. Friedrich Paulsen von der SPD, der 1984 in Greven geboren wurde und auf unser Gymnasium ging, erklärte dies durch das klare Renditeinteresse, das hinter den Unternehmen steht. Christina Schulze Föcking, Ehefrau und Mutter zweier Kinder, warf ein, man solle bei der ganzen Wahrheit bleiben und keine Wahlversprechen machen. Hierfür bekam sie den Applaus der Zuhörer.

Anschließend widmete man sich dem Thema Umwelt, wozu Andreas Neumann von der Partei der Linken zum Thema Atomkraft befragt wurde. Er sei in erster Linie gegen eine Zukunft der Atomkraft. Bastian Greshake, Mitglied der Piratenpartei und ehemals Schüler auf dem Gymnasium, warf ein, dass es nicht möglich sei, die Atomkraftwerke von heute auf morgen abzustellen, dass er es aber als eines der wichtigsten Ziele der nächsten Jahre sehe.

Eine Verbindung wischen Verkehrs- und Umweltpolitik wurde mit dem umstrittenen Thema des Ausbaus vom FMO gestartet. Der 43-jährige Geschäftsführer der Grünen im Kreis Steinfurt, Norwich Rüße, erklärte den Ausbau durch den Konkurrenzdruck, der durch die vielen Standorte in NRW entstehe, doch er sieht das Vorhaben kritisch: „Es wird Bedarf geplant, der sich nie erfüllen wird. Nehmen wir einen Bauern, der einen Stall für 100 Schweine baut, aber nur 20 hat. Der Stall wird sich nicht für ihn rentieren.“

Der 41 Jahre alte Jurist und FDP-Politiker Jürgen Mussmann sprach ein weiteres Problem an. „Der Autobahnanschluss ist teurer geworden, als geplant. Das liegt an Fehlern in der Planung. Da wurden zum Beispiel Schilder vergessen.“ So wurden aus den ursprünglichen fünf Millionen mal eben 12 Millionen Euro.

Das nächste Thema fand den größten Diskussionsbedarf und schloss somit auch die Diskussion ab. Wie wird die Bildung in Zukunft aussehen? Vor allem die von der SPD geplanten Gemeinschaftsschulen polarisierten. Mussmann kritisierte, dass dort keine individuelle Förderung gewährleistet wäre, da eine zu große Lücke zwischen Hauptschülern und Gymnasiasten bestehen würde. Norwich Rüße, der Vater zweier Töchter und für die Gemeinschaftsschulen ist, konterte, dass man entweder gliedern oder alle zusammen legen solle. Die von der FDP geplante Zweigliedrigkeit sei ein „Eiertanz hoch drei“. Außerdem führen Vorurteile bei Grundschullehrern zur falschen Einteilung. Die Grundschule sei derweilen ein Beispiel für eine funktionierenden Gemeinschaftsschule.

Fragwürdig ist jedoch, ob dies nicht daran liegt, dass dort Grundlagen erlernt werden. Rüße sieht in den Gemeinschaftsschulen dennoch die Bildungschance der Zukunft.

Doch wie will man individuell fördern, wenn unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten aufeinander treffen? Diese Frage muss erst noch geklärt werden.

Frau Schulze Föcking jedenfalls ist der Meinung, dass man das Geld in die Köpfe und nicht in Beton stecken solle: mehr Lehrer und dadurch kleinere Klassen, statt Ausbau von Schulgebäuden.

Rüße hingegen meint, dass Kreativität ausreiche. Zwei Drittel der Hauptschulen in NRW wurden bereits geschlossen. Diese leerstehenden Gebäude könnten für die Sekundarstufe I genutzt werden. Ebenfalls äußerte er sich zum G8-System. Dieses war so nicht geplant und man hätte damals, so sagt er, seine Stimme nicht bekommen. Die Schwarz-gelbe Regierung hätte das System falsch durchgeführt. „Ursprünglich sollte die Jahrgangsstufe 11 weggekürzt werden und nicht der Stoff komprimiert und damit ein Jahrgang aus der Mittelstufe genommen werden.“

Bleibt abzuwarten, wie die neue Regierung ihre Wahlversprechen umsetzt. Die Veranstaltung war auf jeden Fall ein voller Erfolg.

via GAG – Schülerzeitung – Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer regiert bald das ganze Land?.

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